Kaffee und Diabetes: Genuss mit Risiko? Neue Studienergebnisse bringen Klarheit

Noch vor Mineralwasser und Bier ist Kaffee das beliebteste Getränk der Deutschen. Laut dem Deutschen Kaffeeverband konsumieren Kaffeetrinker im Schnitt rund vier Tassen täglich. Doch wie gesund ist dieses tägliche Ritual wirklich – insbesondere mit Blick auf das Diabetesrisiko?

Genau dieser Frage sind Forschende in einer kürzlich veröffentlichten Studie im renommierten American Journal of Clinical Nutrition nachgegangen. Die Ergebnisse basieren auf einer Auswertung dreier großer, prospektiver US-amerikanischer Kohortenstudien – und liefern spannende neue Erkenntnisse. Doch bevor wir auf die Studienlage eingehen, werfen wir zunächst einen Blick auf die Grundlagen:

Welche Stoffe sind in Kaffee enthalten? 

Kaffee wird aus den Bohnen der Kaffeepflanzen Coffea arabica und Coffea canephora (Robusta) gewonnen. Die Kaffeebohne selbst enthält Kohlenhydrate, Fette, Proteine, Wasser sowie Mineral- und Aromastoffe.¹ Was Kaffee jedoch so besonders macht, sind seine bioaktiven Inhaltsstoffe - vor allem jene chemischen Verbindungen, die für seine gesundheitlichen Wirkungen verantwortlich gemacht werden¹⁻³:

Koffein – Stimulierende Wirkung auf das zentrale Nervensystem

Chlorogensäure – antioxidative Wirkung

Caffeoylchinasäuren (CQA) – antioxidative Wirkung

Polyphenole – antioxidative Wirkung

 

Kaffeebohnen geröstet Röstgrad

Ist Kaffee nun gesund? 

Lange galt Kaffee als potenziell gesundheitsschädlich – etwa wegen seiner Wirkung auf Herz, Blutdruck oder Magen. Doch aktuelle Studien zeigen ein deutlich anderes Bild: Moderater Kaffeekonsum kann sogar schützend wirken – insbesondere auf das Herz-Kreislauf-System. Grund dafür sind die in Kaffee enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe mit antioxidativer Wirkung, wie die Caffeoylchinasäuren und die Chlorogensäure.⁴

Grundsätzlich hat man folgende positive Wirkungen bei moderatem Kaffeekonsum festgestellt: 

  • Kann das Risiko für das metabolische Syndrom senken⁴,
  • Wird mit einem geringeren Krebsrisiko in Verbindung gebracht⁴
  • Unterstützt die Herz-Kreislauf-Gesundheit
  • Zeigt potenziell schützende Effekte bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Demenz⁶
  • Fördert geistige Wachheit und Konzentration, insbesondere durch die Blockade des Neurotransmitters Adenosin⁷

 

Kaffeepflanze Arabica Robusta Bohnen

Die meisten gesundheitlichen Vorteile von Kaffee lassen sich auf seine Vielzahl an sekundären Pflanzenstoffen wie Polyphenole und Chlorogensäure zurückführen. Dennoch kann übermäßiger Kaffeekonsum, vor allem durch das enthaltene Koffein, negative Effekte mit sich bringen, darunter: 

  • Herzrasen und erhöhter Puls
  • Nervosität, innere Unruhe oder Angstzustände
  • Zittrigkeit
  • Schlafstörungen und Einschlafprobleme 

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stuft eine tägliche Koffeinmenge von bis zu 400 mg als unbedenklich ein. Das entspricht etwa 4 Tassen Kaffee pro Tag – je nach Stärke und Zubereitungsart. Wird diese Menge regelmäßig überschritten, steigt das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen.⁸

Ein weiterer Tipp: Wer ab dem Nachmittag Kaffee trinkt, riskiert, seine Schlafqualität zu beeinträchtigen. Daher wird empfohlen, koffeinhaltige Getränke eher in den Vormittagsstunden zu genießen.

Neue Studie zeigt: Kaffeekonsum verringert Diabetes Risiko

Eine aktuelle Studie (American Journal of Clinical Nutrition) analysierte Daten aus drei großen US-amerikanischen Kohortenstudien und kam zu einem spannenden Ergebnis: Wer täglich schwarzen, ungesüßten Kaffee trinkt, hat ein um rund 10 % geringeres Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Wurde Süßstoff oder Zucker genutzt, so ist dieser Effekt leider nicht nachgewiesen worden. Wurde Sahne in den Kaffee gerührt, so war der Effekt noch vorhanden.⁹

 

 

Sollten Menschen mit Diabetes also mehr Kaffee trinken? 

Kaffee verringert bei gesunden Menschen das Risiko, an Diabetes-Typ-2 zu erkranken. Es kann jedoch nicht zu dessen Behandlung genutzt werden, wenn bereits ein Diabetes vorliegt. Die Studienlage bezüglich Kaffee bei Diabetes ist nach wie vor gering. Es wurde in der Vergangenheit bereits festgestellt, dass Koffein die Insulinresistenz negativ beeinflussen kann. Als Konsequenz kann Koffein den Blutzucker ansteigen lassen, weil es die Insulinwirkung hemmen kann. Daher wird Kaffee für Menschen mit Diabetes grundsätzlich nicht oder nur in Maßen empfohlen¹⁰,¹¹.

    Wer auf Nummer sicher gehen möchte: Koffeinfreier Kaffee stellt eine ausgezeichnete Alternative für Menschen mit Diabetes dar. Denn während die Antioxidantien weiterhin ihre positiven Effekte entfalten, entfällt das Koffein – jenes Molekül, das mit einer Beeinträchtigung der Insulinwirkung in Verbindung gebracht wird.

     


    Fazit

    Studien zeigen: Wer täglich 3–5 Tassen ungesüßten Kaffee trinkt, kann das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, um bis zu 10 Prozent senken – vorausgesetzt, es handelt sich um gesunde Personen ohne bestehende Stoffwechselerkrankung.

    Bei Menschen mit Diabetes sieht es hingegen etwas anders aus: Koffeinhaltiger Kaffee kann den Blutzuckerstoffwechsel beeinträchtigen und sollte daher gemieden werden.

    Die Alternative für Menschen mit Diabetes: Koffeinfreier Kaffee. Dieser bietet alle entzündungshemmenden Vorteile durch Antioxidantien wie Polyphenole, ohne negativ auf den Blutzucker einzuwirken – vorausgesetzt, der Kaffee wird schwarz und ungesüßt getrunken.

     

    Quellen

    1.           Sharma, H. A Detail Chemistry of Coffee and Its Analysis. in Coffee - Production and Research (ed. Toledo Castanheira, D.) (IntechOpen, 2020). doi:10.5772/intechopen.91725.
    2.           Alcázar Magaña, A., Kamimura, N., Soumyanath, A., Stevens, J. F. & Maier, C. S. Caffeoylquinic acids: chemistry, biosynthesis, occurrence, analytical challenges, and bioactivity. Plant J. 107, 1299–1319 (2021).
    3.           Ludwig, I. A. et al. Variations in caffeine and chlorogenic acid contents of coffees: what are we drinking? Food Funct 5, 1718–1726 (2014).
    4.           Ist Kaffee doch gesund? DMW - Dtsch. Med. Wochenschr. 145, 1358–1358 (2020).
    5.           Chieng, D. et al. The impact of coffee subtypes on incident cardiovascular disease, arrhythmias, and mortality: long-term outcomes from the UK Biobank. Eur. J. Prev. Cardiol. 29, 2240–2249 (2022).
    6.           Eskelinen, M. H. & Kivipelto, M. Caffeine as a Protective Factor in Dementia and Alzheimer’s Disease. J. Alzheimers Dis. 20, S167–S174 (2010).
    7.           Ribeiro, J. A. & Sebastião, A. M. Caffeine and Adenosine. J. Alzheimers Dis. 20, S3–S15 (2010).
    8.           European Food Safety Authority. Caffeine. https://www.efsa.europa.eu/en/topics/topic/caffeine (2015).
    9.           Henn, M. et al. Coffee Consumption, Additive Use, and Risk of Type 2 Diabetes—Results from 3 Large Prospective United States Cohort Studies. Am. J. Clin. Nutr. 121, 695–702 (2025).
    10.        Lee, S., Hudson, R., Kilpatrick, K., Graham, T. E. & Ross, R. Caffeine Ingestion Is Associated With Reductions in Glucose Uptake Independent of Obesity and Type 2 Diabetes Before and After Exercise Training. Diabetes Care 28, 566–572 (2005).
    11.        Lütke, A. Diabetes und Koffein: Vorsicht ist geboten. Diabetes-deutschland https://www.diabetes-deutschland.de/archiv/4994.htm (2005).


    Autor

    Dr. Hari Sven Krishnan

    Dr. Hari Sven Krishnan
    Apotheker und arbeitet seit über 25 Jahren im Gesundheits­wesen. Er fokussiert sich dabei vor allem auf die Ent­wicklung natürlicher Arznei­mittel.

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