Diabetes und Bauchspeicheldrüsenkrebs: Wie hängen sie zusammen und warum Diabetiker jetzt auf ihr Risiko achten sollten

Diabetes und Bauchspeicheldrüsenkrebs: Warum Menschen mit Diabetes besonders aufmerksam sein sollten

Diabetes mellitus ist längst als eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen bekannt. Doch nur wenige wissen, dass Menschen mit Diabetes ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten haben – insbesondere für Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom). In diesem Artikel erklären wir, wie Diabetes und Bauchspeicheldrüsenkrebs zusammenhängen, warum Betroffene besonders wachsam sein sollten und welche Vorsorge- und Präventionsmöglichkeiten es gibt.

Die Bauchspeicheldrüse: Ein zentrales Organ für Stoffwechsel und Gesundheit

Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) hat zwei entscheidende Aufgaben: Sie produziert Verdauungsenzyme und steuert den Blutzuckerspiegel durch die Ausschüttung von Insulin und Glukagon. Ein gestörter Zuckerstoffwechsel, wie er bei Diabetes vorkommt, belastet dieses Organ besonders.

  • Exokrine Funktion: Bildung von Enzymen für die Verdauung von Fetten, Eiweißen und Kohlenhydraten im Darm.
  • Endokrine Funktion: Produktion von Hormonen wie Insulin, die den Blutzucker regulieren.

Veränderungen oder Erkrankungen in der Bauchspeicheldrüse können sich daher direkt auf die Gesundheit auswirken – sowohl in Bezug auf den Stoffwechsel als auch auf das Krebsrisiko.

Diabetes: Formen, Ursachen und Auswirkungen auf die Bauchspeicheldrüse

Diabetes mellitus unterscheidet sich grob in Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Während Typ-1-Diabetes meist auf eine Autoimmunreaktion zurückzuführen ist, entsteht Typ-2-Diabetes durch eine Kombination aus Insulinresistenz und schleichendem Funktionsverlust der Bauchspeicheldrüse.

  • Typ-1-Diabetes: Zerstörung der insulinproduzierenden Betazellen.
  • Typ-2-Diabetes: Überlastung und „Erschöpfung“ der Bauchspeicheldrüse durch chronisch erhöhte Blutzuckerwerte.

Beide Formen führen zu Veränderungen in der Bauchspeicheldrüse, die über Jahre hinweg das Gewebe schädigen und die Entstehung von Tumoren begünstigen können.

Was ist Bauchspeicheldrüsenkrebs?

Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine der aggressivsten Krebsarten. In den meisten Fällen handelt es sich um das sogenannte „Pankreas-Adenokarzinom“, das von den exokrinen Drüsenzellen ausgeht. Die Krankheit bleibt oft lange symptomlos und wird daher häufig erst in fortgeschrittenen Stadien entdeckt.

  • Jährlich erkranken in Deutschland etwa 18.000 Menschen an Bauchspeicheldrüsenkrebs.
  • Die Prognose ist ungünstig, da der Tumor meist spät erkannt wird.
  • Risikofaktoren sind neben Alter und genetischer Veranlagung vor allem chronische Entzündungen und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes.

Wie hängen Diabetes und Bauchspeicheldrüsenkrebs zusammen?

Die Verbindung zwischen Diabetes und Bauchspeicheldrüsenkrebs ist komplex und wird intensiv erforscht. Verschiedene Studien zeigen, dass langjähriger Diabetes das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs deutlich erhöht. Insbesondere ein neu auftretender Diabetes bei älteren Erwachsenen kann ein erstes Warnsignal für eine Tumorerkrankung sein.

Mögliche Zusammenhänge im Überblick

  • Chronische Überlastung: Hohe Blutzuckerwerte und Insulinresistenz führen zu einer ständigen Aktivierung und Belastung der Bauchspeicheldrüse. Dies kann das Gewebe schädigen und die Entstehung von Krebszellen begünstigen.
  • Entzündungsprozesse: Diabetes fördert chronische, niedriggradige Entzündungen im Körper, die wiederum das Krebsrisiko erhöhen können.
  • Insulin als Wachstumsfaktor: Insulin wirkt nicht nur blutzuckerregulierend, sondern auch wachstumsfördernd auf Zellen – darunter auch auf potenziell entartete Zellen.
  • Neuer Diabetes als Warnsignal: Bei Menschen über 50 Jahren, die plötzlich Diabetes entwickeln, sollte auch an einen möglichen Bauchspeicheldrüsenkrebs gedacht werden.

Wissenschaftliche Erkenntnisse zum Risiko

Verschiedene internationale Studien belegen, dass das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs bei Menschen mit Diabetes etwa 1,5- bis 2-fach erhöht ist. Das Risiko steigt mit der Dauer der Diabetes-Erkrankung, ist aber besonders hoch in den ersten 1–3 Jahren nach Diagnosestellung eines neu aufgetretenen Diabetes.

Besonders auffällig ist: Tritt Diabetes bei älteren Menschen erstmalig auf, verbirgt sich in bis zu 1% der Fälle innerhalb von drei Jahren ein Bauchspeicheldrüsenkrebs. Daher empfehlen Fachgesellschaften bei unklaren Diabetes-Neuerkrankungen im höheren Lebensalter eine gezielte Abklärung.

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Symptome: Wann sollten Menschen mit Diabetes besonders aufmerksam sein?

Die Symptome eines Bauchspeicheldrüsenkrebses sind häufig unspezifisch und werden deshalb leicht übersehen. Dennoch gibt es einige Warnzeichen, bei deren Auftreten Betroffene – insbesondere mit Diabetes – ärztlichen Rat suchen sollten.

  • Plötzlicher, unerklärlicher Gewichtsverlust
  • Appetitlosigkeit, Übelkeit oder Verdauungsbeschwerden
  • Gelbfärbung der Haut oder Augen (Gelbsucht)
  • Oberbauch- oder Rückenschmerzen
  • Neu auftretender oder sich verschlechternder Diabetes im höheren Alter

Insbesondere die Kombination aus neuem Diabetes und weiteren genannten Symptomen sollte Anlass für eine ärztliche Abklärung geben.

Diagnostik: Wie wird Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt?

Die Diagnose von Bauchspeicheldrüsenkrebs erfolgt in mehreren Schritten:

  • Gespräch und Anamnese: Erhebung der Vorgeschichte, insbesondere bei neuem oder schlecht einstellbarem Diabetes.
  • Bildgebung: Ultraschall, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) der Bauchorgane.
  • Blutuntersuchungen: Bestimmung von Tumormarkern wie CA 19-9 (allerdings unspezifisch).
  • Gewebeentnahme: Bei Verdacht auf einen Tumor erfolgt meist eine Biopsie zur feingeweblichen Sicherung.

Die Früherkennung bleibt aufgrund der unspezifischen Symptome eine Herausforderung. Bei Risikopatienten kann eine gezielte, frühzeitige Abklärung jedoch die Prognose verbessern.

Prävention und Früherkennung: Was können Menschen mit Diabetes tun?

Auch wenn sich das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs bei Diabetes nicht völlig ausschließen lässt, gibt es einige Maßnahmen, mit denen Betroffene aktiv zur eigenen Gesundheit beitragen können:

  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen und Vorsorgeuntersuchungen
  • Blutzuckereinstellung optimieren und hohe Werte vermeiden
  • Gesunde, ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten
  • Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum
  • Regelmäßige Bewegung und Gewichtsnormalisierung
  • Auf Warnzeichen wie plötzlichen Gewichtsverlust oder Verdauungsbeschwerden achten

Besonders wichtig: Bei neu auftretendem Diabetes im höheren Alter, der sich nicht gut einstellen lässt oder mit weiteren Symptomen einhergeht, sollte gezielt nach Pankreaskrebs gesucht werden.

Therapieoptionen im Überblick

Die Behandlung des Bauchspeicheldrüsenkrebses hängt vom Stadium der Erkrankung ab und erfolgt meist in spezialisierten Zentren. Zu den wichtigsten Therapieoptionen zählen:

  • Operation (Entfernung des Tumors, falls möglich)
  • Strahlen- und Chemotherapie
  • Palliative Maßnahmen zur Symptomkontrolle im fortgeschrittenen Stadium

Die Therapie wird individuell auf den Patienten abgestimmt. Eine interdisziplinäre Betreuung durch erfahrene Fachärzte ist entscheidend.

Fazit: Wachsamkeit und Vorsorge sind entscheidend

Menschen mit Diabetes haben ein erhöhtes Risiko, an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken – insbesondere, wenn der Diabetes neu auftritt oder sich plötzlich verschlechtert. Da die Symptome von Bauchspeicheldrüsenkrebs oft unspezifisch sind, ist die Aufmerksamkeit für Warnzeichen besonders wichtig. Regelmäßige ärztliche Kontrollen, eine gute Blutzuckereinstellung und ein gesunder Lebensstil können das Risiko reduzieren und die Chancen auf eine frühzeitige Diagnose verbessern.

Bei Unsicherheiten, neuen Symptomen oder einem plötzlichen Diabetes im höheren Alter sollten Betroffene frühzeitig ärztlichen Rat einholen. Die enge Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt ist der beste Weg, um Risiken früh zu erkennen und rechtzeitig zu handeln.

Quellen

  1. [1] Times of India, Diabetes and pancreatic cancer: What’s the connection and why people with diabetes should pay attention to pancreatic cancer risk, 2024, timesofindia.indiatimes.com
  2. [2] Deutsche Diabetes Gesellschaft, Diabetes und Krebs, 2022, diabetesde.org
  3. [3] Deutsche Krebsgesellschaft, Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) – Informationen für Patienten, 2023, krebsgesellschaft.de
  4. [4] Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), S3-Leitlinie Exokrines Pankreaskarzinom, 2023, dgvs.de
  5. [5] American Diabetes Association, Diabetes and Cancer, 2022, diabetes.org
  6. [6] Robert Koch-Institut, Krebs in Deutschland für 2019/2020, 2023, rki.de

Autor

Dr. Hari Sven Krishnan

Dr. Hari Sven Krishnan
Apotheker und arbeitet seit über 25 Jahren im Gesundheits­wesen. Er fokussiert sich dabei vor allem auf die Ent­wicklung natürlicher Arznei­mittel.

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